GEBURTSATMUNG – EIN GASTBEITRAG

Wie du bestimmst schon gehört hast bezeichnet man Geburtsvorbereitungskurse auch als „Hechelkurse“.
„Hechelkurs“ deshalb, weil häufig gesagt wird, du sollst die Presswehen weghecheln.
Es ist nämlich sehr ungünstig für den Geburtsfortschritt und die Gesundheit von Mutter und Kind, wenn mitgepresst wird, obwohl der Muttermund noch nicht vollständig eröffnet ist und das Baby nicht die richtige Position zum geboren werden eingenommen hat.

Nun muss ich euch leider sagen, dass ich das Hecheln trotz vieler Geburten, die ich begleitet habe, nicht kann. Mir wird sofort total übel, weil ich durch die schnelle Atmung hyperventiliere.
Und das geht nicht nur mir so, sondern eigentlich auch allen anderen Menschen.
Kurzum: Hecheln ist eine blöde Idee 🙂

Wir machen das anders und ich verrate dir auch warum:

Aber vorab einige wichtige Informationen:
Gucken wir uns zuerst an, wie wir reagieren, wenn wir Schmerzen haben. Stoßen wir uns beispielsweise das Schienbein am Sofatisch, so halten wir die Luft an, beißen die Zähne zusammen, rubbeln unser Schienbein und hoffen, dass der Schmerz nachlässt.

Unter Wehen wäre diese Reaktion die Ungünstigste.
Die Gebärmutter ist ein Muskel. Sie wiegt unschwanger 70-90 Gramm und ist so groß wie eine Gartenpflaume. Am Ende der Schwangerschaft wiegt sie 1 Kilo und hat die Größe einer Melone – eine riesige Muskelzunahme in so kurzer Zeit.

Warum ist die Atmung unter Wehen nun so wichtig?
Zieht sich die Gebärmutter während einer Wehe zusammen, ist sie in diesem Moment schlechter durchblutet – so wie deine Faust weiß wird, wenn du sie ganz fest zusammendrückst. Folglich ist auch der Mutterkuchen schlechter versorgt und das Baby auch.
Wenn du jetzt die Luft anhältst, kann weder deine Muskulatur gut arbeiten, noch ist dein Baby optimal versorgt.
Deshalb musst du unbedingt weiter Atmen!

Aber wie?
Dazu habe ich mir für dich folgendes ausgedacht:

Eine Atemtechnik die du sofort und ohne Üben umsetzen und visualisieren kannst!

Mit der ersten Wehe erscheint eine kleine Feder vor dir. Stell dir vor, es steht der Name deines Babys drauf, das du bald in deinen Armen halten wirst. Du atmest durch die Nase ein und saugst dadurch die Feder zu dir heran. Du zählst dabei eins-zwei.

Weil dich die Feder unter der Nase kitzelt, pustest du sie durch Ausatmen durch den Mund in die andere Ecke des Raumes. Suche dir einen Ort zum Hinpusten. Das Bild, die Pflanze, die Sonnenblende im Auto auf dem Weg in die Klinik, die Klorolle oder irgendetwas Anderes. Zähle dabei drei-vier-fünf-sechs.

Und das ist schon der ganze Trick. Du atmest kurz durch die Nase ein (1,2) und lange durch den Mund wieder aus (3,4,5,6). Wie beim Joggen. Zwei Schritte ein, vier Schritte aus.

Erfahrungsgemäß ist es so, dass du dich mit Wehenbeginn erstmal auf die neue Situation einstellen musst. Du bist ganz aufgeregt und die Wehen sind auch ganz anders als erwartet. Aus diesem Grund ist es unbedingt notwendig, dass dein Partner unsere Atemtechnik kennt und mit dir zusammen die Feder pustet, bis du dich eingegroovt hast. Das dauert wahrscheinlich 30-60 Minuten.

Werden die Wehen intensiver, so puste die Feder auf den Ton AAAAAA. Der Ton A entspannt. Kinder schreien Auaaaa oder Paaaaapa oder Maaaaamaaa, wenn sie sich verletzen. Du machst sicherlich auch manchmal aaaah, wenn du nötig pullern musstest und endlich auf dem Klo sitzt. Es entspannt den Beckenboden und lockert den Kiefer.

Kein Mensch kommt auf die Idee auf dem Klo die Zähne zusammenzubeißen und iiiii zu sagen 😉

Wähle bitte lieber ein tiefes A. Nicht schreien. Atmen!

Und das machst du, bis die Presswehen kommen. Dann rutscht das Köpfchen in die Scheide und drückt auf den Enddarm. Dadurch hast du das Gefühl, du müsstest Pressen. Du kannst den Pressdrang nicht unterdrücken und nicht wegatmen.  Um Verletzungen zu vermeiden und dein Baby nicht unnötig zu stressen darfst du erst aktiv mitdrücken, wenn die Hebamme ihr okay gibt – deshalb pustest du deine Geburtsfeder auf A länger aus als du Luft in der Lunge hast.

Also durch die Nase ein (1,2) und durch den Mund ganz lange auf A aus (3,4,5,6) und noch länger aus (7,8,9). Durch das Lange Auspusten spannt sich die Bauch- und Zwischenrippenmuskulatur an und du schiebst am Gipfel der Wehe ein bisschen mit (ohne zu Pressen). Das ist super. Du kannst etwas tun, ohne aktiv zu werden.

Noch ein bisschen, und du hast es geschafft! Du überstehst die Phase, bis die Hebamme sagt: „Okay, los geht´s! Jetzt darfst du drücken. Gleich ist dein Baby da!“ Die Kollegin leitet dich dann genau zum Mitpressen an. Das kann man nicht üben.

Ich bin mir aber ganz sicher, dass du das schaffst. Berichte gerne!!!

Deine Hebamme Janis Schedlich

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